Gilbert Bayard im Gespräch
29. September 2023 – Die Mitte Schenkon hat nominiert: Gilbert Bayard soll als künftiger Präsident der Gemeinde vorstehen und das Amt vom kürzlich verstorbenen Adrian Mehr übernehmen. Im Gespräch äussert er sich zu seiner Vision für Schenkon und das Amt des Gemeindepräsidenten.
Gilbert Bayard, Sie wollen neuer Gemeindepräsident von Schenkon werden. Warum stellen Sie sich für dieses Amt zur Verfügung?
Weil ich als Selbstständigerwerbender jetzt wieder ganz nah am Dorf bin und diese Nähe und vor allem die Gemeinde sehr schätze. Ich fühle mich beispielsweise sehr wohl im Coop einkaufen zu können und die Leute dort zu kennen. Ich habe ja an diversen Orten gewohnt, fühle mich hier aber das allererste Mal so richtig daheim.
Gab es für Sie einen Schlüsselmoment, der Ihnen diesen Entscheid erleichterte?
Als ich im Vorfeld gefragt wurde und mich der Bauvorsteher Rolf Bossert neugierig gemacht hatte, was man wirklich in einem Gemeinderat bewegen kann, wurde ich hellhörig. Und mit weiteren Gesprächen kam ich zu diesem Entscheid. Zudem kann ich einerseits sehr viel lernen und andererseits meine Wertehaltung weitergeben.
Sie sprechen die Wertehaltung an. Was dürfen Bürgerinnen und Bürger darunter verstehen?
Ich stehe für ein respektvolles und friedliches Zusammenleben sowie für einen rücksichtsvollen und nahhaltigen Umgang.
Wie sehr waren Sie bisher politisch unterwegs?
Überhaupt noch nicht. Ich habe mich erst, als ich mich mit diesem Amt auseinanderzusetzen begann, richtig mit der Politik befasst, als mir Patrick Ineichen in Gesprächen aufzeigte, dass es einen grossen Vorteil hat, wenn man Geschäfte in einem Gemeinderat gemeinsam diskutieren kann. Dass im Team, aber auch in der Partei ein Rückhalt besteht. Den Entscheid zu fällen, war für mich aber kein einfacher Entscheid und dafür habe ich einige Zeit genommen. Jetzt bin ich aber voll und ganz davon überzeugt.
Schwingt da auch Respekt mit vor diesem neuen Amt?
Respekt habe ich vor allem, was ich neu beginne. Ich nehme diese Aufgabe – sofern ich am 26. November auch gewählt werde – unbelastet an. Und ich will auch nicht als Parteisoldat Sachen durchsetzen, die ich indoktriniert bekommen habe. Da geht es mir ausschliesslich um die Sache.
Wo sehen Sie die grössten Herausforderungen für Schenkon?
Viele Gemeinden schauen auf Schenkon. Schenkon muss als bescheidene Gemeinde auftreten. Ich erlebe Schenkon als ganz tolle Kommune. Ich möchte mit den umliegenden Gemeinden einen verstärken und guten Austausch, weg von Konkurrenzdenken, pflegen.
Wie sehen Sie konkret eine gemeindeübergreifende Zusammenarbeit?
Ähnlich wie bei einer Spitex. Man muss nicht alles fusionieren. Man muss schauen, wer hat wo welche Stärken, Kooperationen anstreben, Synergien voneinander und miteinander nutzen.
Jetzt baut Schenkon ein neues Schulhaus und hat bereits eine Turnhalle gebaut. Für die Gemeinde bedeutet das für die nächsten 30 Jahre jährlich rund eine Million Franken an Zusatzabschreibungen., was etwa einem Steuerzehntel entspricht. Kommt eine Steuererhöhung auf Schenkon zu?
Das glaube ich nicht. Und zwar deshalb nicht, weil ich Vertrauen in den jetzigen Gemeinderat habe, dass er sich gut überlegt hat, wie er das lösen kann. Obwohl ich die Details momentan noch nicht kenne.
Aktuell ist die Überbauung Burg die letzte grosse Baustelle in Schenkon. Weiteres Bauland fehlt. Wie soll Schenkon künftig noch wachsen?
Man muss sich ganz generell fragen: Wie schnell ist man gewachsen? Wie gut sind die Neuzuzüger integriert? Das Bestreben muss nicht in erster Linie Wachstum sein, sondern ein gutes Zusammenleben. Wobei das Bauen bei den aktuellen Rahmenbedingungen sowieso sehr herausfordernd ist. Ich möchte vor allem beide Seiten gut durchleuchten. Sind wir innen, als Gemeinde, stark genug und können wir ein Wachstum weiter vertragen? Oder: Gilt es erst mal die Gemeinde als Gemeinde zu stärken?
Auf Schenkoner Boden wird das neue Spital Sursee gebaut, wenn der Schenkoner Souverän einer Umzonung noch zustimmt. Wie beurteilen Sie diese Situation?
Ich finde, wichtig ist, dass man sich der Gesamtheit dieses Themas annimmt. Es ist für mich sekundär, ob es in Sursee oder Schenkon gebaut wird. Wenn der Regierungsrat sagt: Es braucht dieses Spital, dann schenken wir ihm dieses Vertrauen. Aber wir sollten es ihm nur so ermöglichen, dass uns als Gemeinde Schenkon keine Nachteile erwachsen. Das heisst: Wir müssen uns intensiv mit der Umzonung befassen.
Wie sehen Sie das Thema Verkehr im Zusammenhang mit dem neuen Spital?
Dieses Thema kann ich noch nicht wirklich beurteilen, weil mir die dazugehörenden Unterlagen fehlen. Aber klar: Das Thema Verkehr wird uns natürlich beschäftigen.
Sie haben angedeutet, dass Ihnen die Gemeinschaft im Dorf wichtig ist. Wie stark ist in diesem Zusammenhang der Seepark für Sie ein Anliegen?
Das habe ich gerade kürzlich gesehen. Ich war dort und es hat mir sehr gefallen, wie eine Grossfamilie grilliert hatte. Der Kinderspielplatz wurde benutzt. Menschen gingen in den See baden. Ich bin der Meinung, solche Treffen müssen nicht gezwungen passieren, aber man sollte Räumlichkeiten schaffen, welche diese Möglichkeiten bieten.
Was wünschen Sie sich als neuer Gemeindepräsident von Schenkon?
Dass mir die Bürgerinnen und Bürger die Chance und die notwenige Zeit geben, dass ich in dieses Amt hineinwachsen kann. Gerade deshalb, weil ich noch nicht aus einem politischen Umfeld komme. So dass ich, wenn ich für sie passend bin, dieses Amt ausleben darf.
Interview: Ernesto Piazza
